Ihr Lieben
Vertraust du dem Leben oder fühlt sich dein Leben ohne Richtlinien, Kontrollen, Bestimmungen, Verbote und Regeln unsicher an?
Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass ich bei meiner Geburt vergessen hatte, meine Flügel abzustreifen. Das Dasein auf der Erde empfand ich als beschwerlich und mühevoll. Am liebsten wollte ich meinem Körper entfliehen und davonfliegen. Wenn ich in der Einsamkeit weilte, breitete ich meine Flügel aus und meine Seele glitt auf direktestem Weg in die geistige Welt. Dies war meine Realität und da fühlte ich mich zu Hause. Die Erde ist ein wunderschöner Planet und doch empfand ich ihn oft als kalt und öde. Bei Begegnungen mit anderen Menschen staunte ich manchmal wie ein kleines, unwissendes Kind über die Art und Weise, wie miteinander umgegangen wurde. Ich beobachtete schockiert, wie die Menschen einander verletzten. Oft hatte ich das Gefühl, in einem Irrenhaus zu leben. Ich fühlte mich wie eine Touristin in einem fremden Land.
Eine der grössten Herausforderungen für uns Menschen ist es, zu lernen, dass wir dem Leben vertrauen können.
Immerzu beschäftigte mich die Frage, warum ich hier auf der Erde bin und weshalb ich nicht von hier weg kann. Ich fühlte mich gefangen in diesem Körper und wollte diesem Gefühl entrinnen. In mir schrie eine unstillbare Sehnsucht nach etwas, das ich nicht benennen konnte. Oft war ich verzweifelt, denn am liebsten wollte ich mich einfach ins Nichts auflösen. Der einzige Trost war die Anwesenheit von Nathanael, meinem geistigen Freund, der mir das Gefühl von Heimat vermittelte. Jedoch auch er konnte meine Sehnsucht nach Befreiung nicht stillen. Geduldig salbte er meinen inneren Aufruhr mit seinem einfühlsamen Wesen.
Nur wenn du bereit bist, in Unsicherheit zu leben, wirst du lebendig sein.
Ich kann mich sehr gut an ein Erlebnis erinnern, als ich ungefähr neun Jahre alt war. In unserem Haus gab es ein kleines Zimmer, das an das Büro meines Vaters grenzte. Dieses Zimmerchen bestand sozusagen nur aus Fenstern. In alle Richtungen hatte man einen wunderbaren Ausblick, konnte die Wolken am Himmel beobachten und die Vögel auf den Baumspitzen begrüssen. An jenem Tag stand ich mitten in diesem Raum und schaute in die Ferne. In mir wallte wieder diese verzweifelte Sehnsucht nach Befreiung auf. Plötzlich spürte ich, wie Nathanael sachte seine Hand auf meine Schulter legte. Ein unbeschreibliches Gefühl von „Schweben“ durchströmte mich. Es zog mir förmlich den Boden unter den Füssen weg und ich hatte das Gefühl, ich schwebe irgendwo im Universum. Nach meinem Empfinden dauerte dieses Gefühl nur Sekundenbruchteile und trotzdem eine Ewigkeit. Alles löste sich auf. In mir entstand ein unwiderrufliches Wissen, dass es dort draussen ewig weiter geht und dass das Leben auf diesem Planeten nur vorübergehend ist. Es fällt mir schwer, diese Empfindungen in Worte zu fassen. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich meinem Körper nicht entrinnen kann. Dies liess pure Verzweiflung in mir hochsteigen, da ich mir nichts sehnlicher wünschte, als für immer bei meinen Freunden in der geistigen Welt zu weilen. Diese Welt war für mich die Realität und das Leben auf der Erde ein Rätsel, das ich einfach nicht verstehen konnte. Ich fühlte mich fremd und unverstanden, allein und verletzlich. Nach diesem Erlebnis zog ich mich innerlich noch mehr zurück.
Vertrauen wächst mit dem Leben.
Zu jener Zeit verstand ich vieles noch nicht und war darüber verunsichert, wie ich mich unter Menschen verhalten soll. Ich konnte mit niemandem über meine Erlebnisse sprechen, da ich dachte, dass es sowieso niemand verstanden hätte.
Ich begann meine Sehnsucht zu verdrängen und gab mir Mühe, ein fröhliches Kind zu sein. Sämtliche Wahrnehmungen speicherte ich in meinem Innern und erstickte manchmal fast daran. Mein Körper reagierte mit Verstopfung, ich konnte bis zu zwei Wochen nicht mehr auf die Toilette gehen. Auch litt ich jahrelang fast ununterbrochen an schwerer Angina. Die Entzündung in meinem Rachen verbot es mir zu sprechen, was mir ja nur recht war, abgesehen von den Schmerzen.
Ich ass viel und wurde pummelig. Dies störte mich nicht weiter, denn je fester mein Körper wurde, desto konkreter fühlte ich mich mit der Erde verbunden. In der Schule kamen verächtliche Bemerkungen über die Lippen meiner Mitschüler und ich stopfte noch mehr in mich hinein. Sport, insbesondere Leichtathletik, war der blanke Horror für mich. Ich konnte weder schnell laufen, noch hoch über eine Stange, geschweige denn in die Weite springen. Dafür entdeckte ich meine Freude am Geräteturnen. Ich liebte es, meine Muskeln zu stärken, die Glieder zu dehnen und mit meiner Balance zu spielen. Ich begann in meiner Freizeit bis zu fünf Mal jede Woche zum Geräteturnen zu gehen. Auch in den langen Sommerferien verbrachte ich jeden Tag in einer kühlen Turnhalle und schwitzte leidenschaftlich an den Geräten. Ich begann voller Hingabe an Wettkämpfen teilzunehmen. Dies machte ich so lange, bis ich eines schönen Sommertages ausgerufen wurde: Ich war die Zweitbeste! Stolz trug ich eine Silbermedaille nach Hause. Die Körperbeherrschung verlieh mir ein Gefühl des Nachhausekommens in meinen Körper. Ich nahm drastisch ab, fühlte mich stark, beweglich und in meiner Mitte verankert. *
Stell dir vor, wie sich dein Leben anfühlt, wenn du es im Vertrauen leben würdest – wenn du dich im Herzen ausdehnst und wüsstest, dass du dem Universum vertrauen kannst. Ist das nicht ein wundervolles Gefühl?
Du bist herzlich eingeladen, dein Vertrauen ins Leben zu stärken um wahre innere Freude zu erlangen.