Jalandhara Bandha

Jalandhara Bandha
Sanskrit
Name
Jalandhara Bandha
Der Halsverschluss
Bedeutung jala = Netz, Gewebe, Geflecht, Gitterwerk, Masche
dhara = Strom, Fluss, aufwärts, tragen
bandha = Verschluss, Bindung, Verbindung, Muskelkontraktion zur Fixierung der Lebensenergie (prana) im Körper

Ausrichtung
Bequeme aufrechte Sitzhaltung mit langem Nacken, die Knie berühren die Erde. Die Handflächen liegen auf den Knien, die Augen sind geschlossen, der Körper ist entspannt.
Die Aufmerksamkeit ist auf das Vishuddha Chakra gerichtet.

Langsam und tief (zu 80% – die Luft dehnt sich in der Atempause noch aus) einatmen und dabei das Brustbein und den Vorderteil des Brustkorbs möglichst weit heben, die Schultern nach hinten und unten sinken lassen und die Schulterblätter nach innen führen (die Schultern bleiben unten). Aus dieser Haltung das Kinn Richtung Brustbein senken. Mit voller Lunge das Brustbein gegebenenfalls noch weiter heben und dann mit dem Kinn zum oberen Rand des Brustbein streben.

Der Nacken bleibt gedehnt und der Brustkorb bleibt gehoben, während der bandha gehalten wird.

Wenn der Ausatem kommt, lässt man ihn behutsam herausströmen, dabei senkt sich durch das Entspannen der Atemhilfsmuskulatur der Brustkorb wieder und Jalandhara Bandha wird gelöst.

Jalandhara Bandha kann auch nach dem Ausatmen geübt werden.

Modifizierung
Jalandhara Bandha streckt den Nacken, während die Wirbelsäule, das Rückenmark und das Gehirn gedehnt werden. Jalandhara Bandha kann in verschiedenen Asanas geübt werden, insbesondere im Schulterstand (Salamba Sarvangasana) und seinem Zyklus.

Kontraindikationen
  • Keinesfalls soll Druck auf die Kehle oder Schilddrüse ausgeübt werden.
  • Bei akuten Entzündungen im Hals (Angina, Mandelentzündung usw.) und in den Halswirbeln. Ist die Entzündung abgeklungen, unterstützt Jalandhara Bandha den Heilungsprozess.
  • Schädelinnendruck, Augeninnendruck, Druck auf das Innenohr, Ohrensausen
  • Schwindel, Bluthochdruck, Herzerkrankungen
Wirkungen
Durch die Kontraktion der Muskeln an den Seiten des Halses kommt es zu einer Verdickung der Muskelbäuche und einem daraus resultierenden Druck auf ein Nervengeflecht (Sinus caroticus) im Bereich der Halsschlagader (Arteria carotis), in dem sich diverse sensible Rezeptoren befinden. Jeder Druck auf diesen Bereich bewirkt ein Absinken der arteriellen Spannung und eine Verlangsamung des Herzschlags. Das ist eine sehr wichtige Wirkung, da jede längere Atempause mit voller Lunge sonst zu einer Erhöhung der arteriellen Spannung und Beschleunigung des Herzschlages bis hin zu einem Herzflattern führen kann.

Während die Vorderseite des Halses komprimiert ist, wird die Rückseite, die Halswirbelsäule intensiv gedehnt. Dadurch wird der Blutstrom in der Wirbelarterie (A.vertebralis), die in den Querfortsätzen der Halswirbel aufsteigt, angeregt. Diese Arterie versorgt in ihrem weiteren Verlauf das verlängerte Mark, das Stammhirn und die Unterseite des Kleinhirns.

Eine weitere Auswirkung dieses Bandhas ist ausserdem die beruhigende Wirkung auf das vegetative Nervensystem, also auf den Menschen in seiner Gesamtheit. Diese Wirkung geht einher mit einem Anwachsen der Konzentrationsfähigkeit, denn das Üben von Jalandhara Bandha fordert höchste Aufmerksamkeit.

Tiefere Bedeutung
Der Hals ist der Übergang, die Verbindungssstelle zwischen Kopf und Rumpf („Kopf und Bauch“). Dieser Bereich spiegelt am deutlichsten wider, wenn sich Kopf und Bauch nicht einig sind. Das ist bei den meisten Menschen der Fall. Sie fühlen sich kopflastig und haben Mühe, sich als Körper wahrzunehmen. Bei der Ausführung dieses Bandhas kontrahieren sich die Muskeln an der Vorderseite der Wirbelsäule und an den Seiten des Halses, während der Nacken gedehnt wird. Dort also muss man loslassen können, muss aufhören können, „hartnäckig“ oder sogar „unbeugsam“ zu sein. Der Nacken soll so nach und nach wieder durchlässig werden für den Informationsfluss zwischen Kopf und Bauch, so dass beide Bereiche vom Bewusstsein integriert werden können und sich nicht mehr gegenseitig zu dominieren versuchen.

Untrennbar mit Jalandhara Bandha ist ausserdem ein kraftvolles Heben des Brustkorbs verbunden. Ein Mensch mit einem gehobenen Brustkorb signalisiert nach aussen hin (durch seine Körpersprache) Präsenz, Kraft und Zu-Sich-Stehen. Sobald der Bandha nicht mehr nur anstrengend ist, fühlt er sich auch für den Übenden so an. Er ist deswegen eine wichtige Ausgleichshaltung für Menschen, die sonst eher die Tendenz haben, in sich zusammenzufallen, die ohne Selbstvertrauen sind und die in ihnen schlummernden Kräfte nicht wahrnehmen.

Übt man eine Weile konzentriert Jalandhara Bandha, so kann man das Gefühl für Zeit und Raum verlieren. Da er immer in Verbindung mit Atemverhaltungen geübt wird, ziehen sich die Sinne immer mehr von der Aussenwelt zurück und die Bewegungen des Geistes werden immer ruhiger.