Bhastrika

Bhastrika
Sanskrit
Name
Bhastrika Pranayama
Blasebalg-Atmung
Bedeutung bhastrika = Blasebalg

Durchführung
Es wird durch die Nase wie ein Blasebalg regelmässig ein- und ausgeatmet. Bei dieser Atmung ist die Einatmung genau so wichtig wie die Ausatmung. Das Zwerchfell und die Bauchmuskeln arbeiten im Einklang. Die beiden gegenläufigen respiratorischen Muskelgruppen ziehen sich einerseits zusammen, während sich die andere entspannt.

Die Konzentration ist auf den Kehlkopf gerichtet, das Kinn leicht Richtung Brustbein gesenkt, so dass sich der Nacken entspannt anfühlt. Es ist erforderlich, vor dem Üben von Bhastrika die Nasengänge gut zu reinigen. Man beginnt immer mit dem Blasebalg-Ausatmen, das heisst zuerst einatmen und dann mit der Bhastrika-Ausatmung beginnen. Der Bauch wird dabei intensiv hinein und hinaus bewegt. Dies kann im Sitzen, Stehen oder kniend ausgeführt werden. Eine Bewegung der Brust, oder das Anheben der Schultern sollte vermieden werden.

Bhastrika sollte nur mit leerem Magen geübt werden. Am frühen Morgen, vor dem Mittagessen oder am späten Nachmittag sind die besten Zeiten für Bhastrika. Vor dem Zubettgehen ist die energetisierende und belebende Übung nicht ratsam.

In kleinen Schritten beginnen mit langsamem, sanftem Ein- und Ausatmen. Wenn Bhastrika regelmässig praktiziert wird, kann der Takt der Blasebalg-Atmung erhöht werden. Wenn die für eine Runde erforderliche Anzahl von Wiederholungen beendet ist, folgt auf das letzte Aus-stossen die tiefstmögliche Einatmung. Der Atem wird dann angehalten, solange es möglich ist (Kumbhaka). Dann wird sehr langsam und tiefstmöglich ausgeatmet. Das Ende dieser tiefen Ausatmung schliesst eine Runde Bhastrika ab. Nach einer kurzen Pause von einigen normalen Atemzügen kann eine zweite und eine dritte Runde Bhastrika geübt werden.

Eine Verfeinerung der Atmung besteht darin, dass beim Üben die Zungenwurzel leicht angehoben und die Zungenspitze gegen den harten Gaumenteil gedrückt wird. Dies verengt die Öffnung des Nasen-Rachengangs ein wenig und zieht die Aufmerksamkeit zu diesem Bereich. So wird der Luftfluss innerlich stärker dirigiert und wirkt sich angenehm und beruhigend auf das Nervensystem aus.

Es ist auch möglich Bhastrika zuerst nur durch das rechte Nasenloch auszuführen und dann die gleiche Anzahl Atemzüge durch das linke Nasenloch. Anschliessend werden, wie bei Nadi Shodana, mit Daumen und Ringfinger die Nasenöffnungen abwechselnd geschlossen. Jedoch muss man jetzt die Fingerbewegungen mit dem schnellen Takt der Blasebalg-Atmung koordinieren.

Sobald der Ton der Atmung schwächer wird, sobald man sich angestrengt und gereizt fühlt, muss mit der Bhastrika-Atmung aufgehört werden.

Kontraindikationen
  • Magengeschwür, entzündliche Prozesse im Bauchraum
  • Zu hoher und zu niedriger Blutdruck
  • Herzkrankheiten, ernsthafte Kreislaufprobleme
  • Bei erhöhtem Druck im Kopf, Grüner Star, Schlaganfall, Epilepsie, Schwindel

Wirkungen
Bhastrika ist eine Reinigungsübung. Der Blasebalg erhöht die Luftzufuhr in den Körper um auf körperlicher und feinstofflicher Ebene innere Hitze zu erzeugen. Durch den beschleunigten Luftaustausch in den Lungen steigert sich der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxyd im Blut. Durch das intensive Hinunterziehen von Sauerstoff in den Bauch entsteht ein Vakuum, welches bewirkt, dass der ganze Sauerstoff in den Körper hineinströmt. Beim Einziehen des Bauches wird Sauerstoff und Prana durch die feinstofflichen Kanäle hochgedrückt. Dadurch wird das innere Feuer von Körper und Geist entfacht, der Stoffwechsel angeregt und Abfallstoffe und Gifte werden herausgeschwemmt.

Die schnelle und rhythmische Bewegung des Zwerchfells regt die Verdauungsorgane an und massiert sie. Das regt das ganze Verdauungssystem an.

Bhastrika wirkt reinigend auf die Höhlen des Kopfes, lindert Entzündungen im Hals und jede Art von Schleimansammlung wird reduziert.

Das Nervensystem wird gestärkt und in einen ausgewogenen Zustand gebracht. Damit ist der Weg frei für Ruhe, Stille und geistige Klarheit als Vorbereitung für die Meditation.

Die Hathayogapradipika spricht auch von einer Wirkung auf die Kundalini. Sie erwähnt die Weckung der Schlangenkraft, bedingt durch die Anregung des Muladhara-Chakra und dass „der Riegel in Form von Schleim (kapha), der den Eingang zu brahmanadi versperrt“, zerbrochen wird. Dann wird erwähnt, dass Bhastrika die drei Knoten durchbricht. Bei diesen Knoten (granthi) handelt es sich um den Brahma-Knoten, den Vishnu-Knoten und Rudra-Knoten. Jeder der Knoten, die entlang der Sushumna sitzen, wird also von einem Aspekt der göttlichen Dreieinigkeit (trimurti) beherrscht. Diese drei Knoten, die sich am Beckenboden (Muladhara Chakra), im Herzbereich (Anahata Chakra) und in der Mitte der Stirn (Ajna Chakra) befinden, behindern den Aufstieg der Kundalini und müssen durchbohrt werden. Die Granthis sind die kritischen Punkte an der Susumna-Nadi, denn in ihnen entfaltet die manifestierte Welt (maya) ihre grösste Kraft, was bewirkt, dass das Bewusstsein dem Grobstofflichen verhaftet bleibt.