Bodhisattva Mantra

Bodhisattva Mantra
SARVE BHAVANTU SUKINA Mögen alle Wesen Glück erfahren
SARVE SANTU NIRAMAYA Mögen alle Wesen gesund sein
SARVE BHADRANI PASHYANTU Mögen alle Wesen das zugrunde liegende Gute sehen
MA KHASHID DUKH(A)BHAG BHAVET Möge niemand leiden

Liebe, Mitgefühl, Mit-Freude und Gleichmut

Die vier Unermesslichen, auch bekannt als die Brahma Viharas, sind in einem kurzen und wunderschönen Gebet zu finden:

„Mögen alle fühlenden Wesen Glück und die Ursache des Glücks besitzen.
Mögen alle fühlenden Wesen von Leiden und der Ursache des Leides getrennt sein.
Mögen alle fühlenden Wesen niemals von der Freude die frei ist von Leiden getrennt sein.
Mögen alle fühlenden Wesen in Gleichmut verweilen, der frei ist von Anhaftung und Ablehnung.“

Der Buddha hat seinen Sohn Rahula das Folgende gelehrt. Aus: „Old path white clouds“ von Thich Nhat Hahn):
„Rahula, übe Dich in liebender Freundlichkeit, um Ärger zu überwinden. Liebende Freundlichkeit hat die Fähigkeit anderen Glück zu bringen, ohne etwas als Gegenleistung zu verlangen.
Übe Dich in Mit-Fühlen, um Grausamkeit zu überwinden. Mit-Fühlen hat die Fähigkeit, andere von ihren Leiden zu befreien, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.
Übe Dich in Mit-Freude, um Hass zu überwinden. Mit-Freude entsteht, wenn wir uns an der Freude anderer erfreuen und wenn wir ihnen Glück und Freude wünschen.
Übe Dich in der Nicht-Anhaftung, um Vorurteile zu überwinden. Nicht-Anhaftung ist das offene, unvoreingenommene Schauen auf die Dinge; Schauen auf die Dinge, wie sie sind. Ich bin nicht unterschiedlich von allem anderen. Verwerfe niemals eine Sache, nur um einer anderen hinterher zu laufen.
Ich nenne diese Vier die vier Unermesslichen. Übe Dich in ihnen und Du wirst eine erfrischende Quelle der Vitalität und des Glücks für andere sein.“

“Mitgefühl und Liebe sind keine blossen Luxusgüter.
Als die Quelle von innerem und äusserem Frieden sind sie grund-
legend für das Überleben unserer Spezies.“
Dalai Lama

Liebe
Die Definition von Liebe im Buddhismus lautet: Wollen, dass andere glücklich sind. Diese Liebe ist unbedingt und verlangt eine Menge Mut und Akzeptanz (Selbst-Akzeptanz einge-schlossen). Der „nahe Feind“ der Liebe, oder eine Qualität, die dieser Liebe sehr ähnlich erscheint, jedoch mehr ein Gegenteil ist, ist: bedingte Liebe (egoistische Liebe).

Das Gegenteil ist: Wollen, dass andere unglücklich sind: Ärger oder Hass.
Ein Ergebnis, das es zu vermeiden gilt, ist: Anhaftung.

Diese Definition macht deutlich, dass „Liebe“ im Buddhismus etwas anderes ist als die gewöhnliche Liebe, die es meist mit Anhaftung, mehr oder weniger erfolgreichen Beziehungen und Sex zu tun hat; dies alles hat sehr viel mit dem Verfolgen der eigenen Interessen zu tun. Im Buddhismus hingegen meint Liebe ein Nicht-Anhaften und das selbstlose Interesse am Wohlergehen der anderen.

„Selbst dreimal am Tag dreihundert Schalen voller Essen anzubieten erreicht nicht den Verdienst, den wir in einem Moment dadurch erlangen, dass wir liebevoll sind.“ 
Nagarjuna

„Wenn Liebe vorhanden ist, dann ist auch Hoffnung vorhanden, dass wir eines Tages wirkliche Familien, wirkliche Bruderschaft, wirkliche Gleichheit und wirklichen Frieden erlangen werden. Wenn ihr die Liebe in eurem Geist verloren habt und ihr deshalb andere Wesen als eure Feinde betrachtet, so werdet ihr nur Leid und Verwirrung erfahren, ganz gleichgültig, wie viel Wissen, Erziehung oder materielle Güter ihr besitzt.“
S.H. der XIV Dalai Lama aus: „The little book of buddhism“

Mitgefühl
Die Definition von Mitgefühl im Buddhismus ist: Wollen, dass andere von Leiden befreit sind. Dieses Mitgefühl geschieht, wenn man mit jemandem mitfühlt und die Notwendigkeit verspürt, zu helfen. 
Der „nahe Feind“ des Mitgefühls ist: Mitleid, das einen auf Distanz hält und nicht die Aufmerksamkeit für die Notwendigkeit der Hilfe öffnet.

Das Gegenteil ist: Wollen, dass andere leiden; Grausamkeit.
Das Ergebnis, das es zu vermeiden gilt, ist: Sentimentalität.

Mitgefühl ist also ein selbstloses, nicht-anhaftendes Gefühl, das der empfindenden Person ein Gefühl der Dringlichkeit zu helfen verleiht. Aus einer buddhistischen Perspektive ist das Lindern des physischen oder psychischen Leides der anderen sehr gut, doch das letztendliche Ziel ist die Ausrottung allen Leides, das durch den Prozess der Wiedergeburt immer wieder und wieder entsteht.

Die Einstellung eines sogenannten Bodhisattva ist Bodhicitta; dies ist die letztendliche, selbstlose Motivation: der Wunsch, alle fühlenden Wesen vom Leiden zu befreien und selbst ein vollkommen erwachter Buddha zu werden, um als ein perfekter Führer aus dem Leiden zu dienen.

Mit-Freude
Die Definition im Buddhismus ist: Erfreut sein über das Glück und die Freude der anderen. Mit-Freude bezieht sich hier auf das Potential in jedem Einzelnen von uns, Freude an der Freude und dem Glück anderer zu empfinden. Der „nahe Feind“ ist: Heuchelei oder Vortäuschung.

Das Gegenteil ist: Eifersucht, wenn jemand die Freude und das Glück anderer nicht akzeptieren kann.
Das Ergebnis, das es zu vermeiden gilt, ist: Freude ohne Grenzen, die sich leicht in Verrücktheit (Manie) verwandeln kann.

Merke: Mit-Freude ist ein wunderbares Gegenmittel gegen Depression, aber sie sollte dennoch nicht das Hauptziel sein. Wenn man sich an dem Fortschritt der anderen auf dem Pfad erfreut, erschafft man dadurch gutes Karma.
Mit-Freude ist eine selbstlose, sehr positive mentale Einstellung, die sowohl für andere als auch für einen selbst nützlich ist.

Gleichmut
Die Definition im Buddhismus ist: Nicht unterscheiden zwischen Freund, Feind oder Fremden, sondern statt dessen jedes Lebewesen als gleich zu betrachten. Es handelt sich dabei um einen klar-geistigen, friedlichen Geisteszustand, der nicht überwältigt ist von Verwirrungen, Trägheit oder zu starker Aktivität. Der „nahe Feind“ ist: Undifferenziertheit. Man ist versucht zu denken, dass „sich nicht zu kümmern“ Gleichmut darstellt. Aber das wäre nur eine Form des Egoismus.

Das Gegenteil ist: Ängstlichkeit, Sorge, Stress und Paranoia, die dadurch verursacht werden, dass man Wesen einteilt in „gut“ und „schlecht“; jemand könnte sich beispielsweise für immer sorgen, wenn er einen guten Freund für eine schlechte Person hält, obwohl der gute Freund überhaupt keine schlechte Person ist, und damit die Freundschaft und das Vertrauen zerstören.
Das Ergebnis, das es zu vermeiden gilt, ist: Apathie.

Gleichmut ist die Grundlage für unbedingte, altruistische Liebe, Mit-Fühlen und Freude für andere. Wenn wir zwischen Freunden und Feinden unterscheiden, wie wollen wir dann jemals allen fühlenden Wesen hilfreich sein? Gleichmut ist ein selbstloser, nicht-anhaftender Geisteszustand, der einen auch davon abhält, negative Taten zu begehen.

„Wenn jemand versucht, einen Feind für nur einen einzigen Moment als Freund anzusehen, wird der Feind zum Freund werden. Dasselbe geschieht, wenn jemand einen Freund wie einen Feind behandelt.
Da die Weisen die Vergänglichkeit von Beziehungen verstehen, so gibt es bei ihnen kein Anhaften an Nahrung, Kleidung, Freunde oder Feinde. Der Vater wird in einem anderen Leben der Sohn sein,
die Mutter wird die Frau sein,
der Freund wird der Feind sein;
es verändert sich immer.
Deshalb gibt es nichts Endgültiges in Samsara.“
Buddha

“Es wird gesagt, dass das Gewahrsein eines Buddha vollkommen eben sei; wie der Ozean; das Leiden und die Freude der Wesen gleichermassen annehmend: von Freunden, Geliebten, Feinden und Personen, die er noch niemals getroffen hat. Das ist ein Statement, das schon sehr häufig von grossen spirituellen Lehrern aller Religionen gemacht worden ist: „Liebt Eure Feinde.“ Es bedeutet nicht, die Person zu lieben, die man hasst. Das kann man nicht tun. Es bedeutet, jene zu lieben, die einen hassen. ”
Aus: Buddhism with an Attitude: The Tibetan Seven-Point Mind-Training“