Vorwort

Es hat mich gefreut, dass die Autorin über Restoratives Yoga ein Buch schreibt. Ich kenne Samira Henning seit über zwanzig Jahren. Ihr feinfühliges Wesen und großes Wissen über Yoga haben mich schon früher beeindruckt. Bereits in der Einleitung beschreibt sie ein‐drücklich, wie sie vor langer Zeit im Restorativen Yoga Inseln der Ruhe, des Glücks und der Leichtigkeit gefunden hat.

Zu Beginn des Buches erläutert sie die Absicht, den Menschen einen tiefen Zugang zu den Zwischenräumen zu ermöglichen, in denen Veränderung und Transformation gelingen kann. In einem berührenden Kapitel über den Sinn des Lebens schreibt sie über ihre Nahtoderfahrung nach einem Fahrrad‐Unfall, in dem sie das Licht erkennen konnte. Sehr bildhaft und lebendig gelingt es der Autorin, die Wur‐zeln von Yoga zu vermitteln. In diesem Teil werden wichtige Fragen des Lebens klar und deutlich beantwortet. Mit der Eigenverantwortung wird es möglich, dankbar allen Erfahrungen des Lebens zu begegnen und daraus zu lernen.

Samira erklärt in einem ausführlichen Teil über Restoratives Yoga, wie diese Yogaform praktiziert wird und welche Wirkungen dabei möglich sind. Durch das längere Verweilen in den Übungen wird es möglich, sich der Schwerkraft hinzugeben und auf allen Ebenen loszulassen. Von der Bewegung des Tuns ins Sein umzuschalten, schenkt die Möglichkeit, tief in die Stille einzutauchen und Regeneration zu erleben.

In den Zielen wird klar, dass es hier um eine Yogapraxis geht, in der Stille, Loslassen und Einfachsein im Fokus ist, was bei den heutigen, oft sehr körperbetonten Yogastilen, nicht im Vordergrund steht. Schon zu Beginn des Buches ist spürbar, dass dieses Buch aus dem Herzen geschrieben wurde.

Nach einer klaren Einführung, was im Restorativen Yoga zu beachten ist, beschreibt Samira im Teil über Achtsamkeit, wie wichtig es ist, ins Beobachten und Spüren zu kommen, um der tieferen Aspekte von Yoga gewahr zu werden. Dadurch wird es möglich, all die gespeicherten Erfahrungen, die im Körper eine Spur hinterlassen haben, wieder bewusst wahrzunehmen und damit einen positiven Umgang zu finden. Gelassenheit, Geborgenheit und Lebensfreude helfen, dem Leben mit Leichtigkeit zu begegnen.

In der Yogapraxis mit dem Thema Entspannung erfährt man ein tiefes Loslassen, das schon alleine durch das Betrachten der unterstützenden liegenden Stellung erahnbar wird und Interesse weckt, es gleich zu erleben. Ausführung, Anpassungen, Schwierigkeiten und Wirkungen der Praxis werden klar und praxisbezogen beschrieben, sodass der Leser mit dem Buch die Übungen gut umsetzen kann. Was mich beeindruckt, sind die vielen Hilfsmittel (wie Decken, Kissen etc.), die in dieser Yogapraxis eingesetzt werden, um die Wirkungsweisen gezielt zu optimieren.

Im Abschnitt über Klarheit teilt die Autorin Erlebnisse aus ihrem Leben, in denen sie tiefe Klarheit erfahren konnte, wie zum Beispiel ihre Erfahrung, wie wichtig es sein kann, Hilfe anzunehmen.

Mit großer Faszination und Staunen habe ich im Teil über die Drehungen erfahren, was es alles für Möglichkeiten gibt, länger in Drehungen zu bleiben. Die positiven Wirkungen dieser Übungen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, wobei sie durch das lange Verweilen im Restorativen Yoga sicherlich noch vertieft werden können.

Das Thema Vertrauen sprach mich besonders an, da ich über dieses Thema ein Buch geschrieben habe. Treffend schreibt Samira unter anderem, dass Vertrauen bedeutet, dem Wahren treu zu sein. In einer persönlichen Geschichte schildert sie, wie sie ein Kindheitserlebnis mit einer schwierigen Erfahrung erfolgreich umwandeln konnte. In den persönlichen und berührenden Geschichten in diesem Buch werden die spirituellen Inhalte vertieft und immer wieder in den Alltag integriert.

In der Yogapraxis Rückbeugen werden Übungen gezeigt, die sowohl auf der körperlichen wie geistigen Ebene im wahrsten Sinne herzöffnend sind. Die Vielfalt der Anpassungen mit diversen Hilfsmitteln ist beeindruckend und lädt ein, die Stellungen selber auszuprobieren. Was mir als Yogatherapeut besonders gefällt, sind die präzisen und gesunden Ausrichtungen in den Yogastellungen, was die Wirkungen der Yogapraxis wesentlich erhöht und erlaubt, länger in den Stellungen zu verweilen.

Ich entdeckte im Kapitel übers Loslassen viele interessante Aspekte, wie zum Beispiel das Sich‐fallen‐lassen in Unsicherheiten und darauf zu vertrauen, dass die Lösungen bereits vorhanden sind. Sich wieder zu öffnen für ein neues Kapitel im Lebensbuch, Träume verstehen zu können und die Kraft der Rituale anzuwenden, werden in diesem spannenden Teil des Buches sehr bildhaft dargestellt. Dehnungen in der Yogapraxis zeigen wunderbare Körperhaltungen, um die verschiedenen Bereiche des Körpers wirksam zu dehnen. Auch in diesem Abschnitt entdeckte ich neue Varianten, die ich sogleich ausprobierte.

Zentrale Fragen, wie die Integration der Spiritualität und Berufung werden im Abschnitt über Intention beleuchtet und vertieft. Die Neuausrichtung des Geistes und die Visualisierung der Herzenswünsche sind auch aus meiner Erfahrung wichtig, um eine Transformation auf allen Ebenen zu verwirklichen, die nachhaltig wirkt.

Die Autorin zeigt in der Yogapraxis über Ausrichtung auf, wie hilfreich es sein kann, die Absichten leise zu formulieren und mit der Praxis der Körperübungen harmonisch zu verbinden. Wunderbare Stellungen wie Ardha Supta Virabhadrasana (die halbe liegende Kriegerstellung) und viele andere mir unbekannte Variationen, helfen eine neue Ausrichtung zu finden, die dem Körper und Geist mehr Raum und Weite schenken.

In einer offenen und aufrichtigen Art schildert Samira im Kapitel über Wandlung durch Handlung wie sie sich in ihrem eigenen Yogaweg von ihrem Herzensweg entfernte und durch die Einsicht, was sie wirklich will, wieder auf den ursprünglichen und authentischen Yoga‐und Lebensweg kam.

Nach einer schönen Sequenz mit vielen Umkehrhaltungen wird Demut in den verschiedensten Aspekten reflektiert. Das Wort Demut kommt aus dem althochdeutschen ‚diomuoti’ und ist verwandt mit dem Wort dienen. Hier stellt die Autorin uns Lesern die Frage, ob es Mut braucht zu dienen oder macht Dienen Mut, das Licht in uns zu entdecken? In diesem Teil können wichtige Antworten selbst gefunden werden, die das Leben bereichern und ihm einen tiefen Sinn schenken, der uns alle erfüllen kann. Eindrücklich schildert sie im Buch, wie Demut uns tief ins Yoga und das Leben eintauchen lässt und uns gleichzeitig auf wundervolle Weise in Würde erheben kann.

Nach einer Praxis mit diversen Vorbeugen folgt ein Kapitel über die Stille, in dem sie uns einlädt, in den Zwischenraum, der Alles und Nichts beinhaltet, einzutauchen und uns dessen gewahr zu sein. Dieses Tor der Stille und Leere kann sich durch Restoratives Yoga öffnen.

Ich wünsche diesem wunderbaren Yogabuch viele Leser, die sich vom Inhalt im Herzen berühren lassen. Mögen die Menschen mit Restorativem Yoga tief eintauchen ins Loslassen und Gewahrsein des unendlichen Bewusstseins, das uns alle befreit. Mögen alle Wesen glücklich und frei sein.

Remo Rittiner, www.ayuryoga.ch