Restoratives Yoga

Die Yogalehre erklärt, wenn ein Mensch seine Wahrnehmung auf das spirituelle Licht der Seele richtet, er alles Leid hinter sich lässt. Denn das Licht der Seele ist frei von Leid.

Restoratives Yoga stellt eine Methode zur Verfügung, die helfen kann, das Dunkel in dir zu erleuchten, um zu Erkenntnis, Einsicht und Klarheit zu gelangen. Es unterstützt dich darin, dass dir im wahrsten Sinne ‚ein Licht aufgehen’ kann. Wenn du in der Stille das Licht in dei‐ner Seele erkennen kannst, dann nimmst du ein Gefühl wahr, welches gänzlich jenseits von dem liegt, was du in deiner Welt mithilfe deiner fünf Sinne (Fühlen, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken) erlebst.

In der Yoga‐Philosophie (Katha‐Upanishad 3.3: „Wisse, dass der Atman, das Selbst, der Herr der Kutsche ist, und der Körper die Kutsche; Buddhi, die Vernunft, ist der Kutscher und Manas, das Sinnesvermögen, sind die Zügel“) finden wir ein bedeutungsvolles Bildnis, welches dir ein besseres Verständnis für den eigenen Denk‐ und Handlungsprozess gibt. Dabei wird anhand von einer Pferdekutsche in Bewegung dein gesamtes Sein erklärt.

Auf einem Wagen sitzt der Kutscher. Hinter ihm hat ein Passagier Platz genommen. Fünf Pferde sind vor die Kutsche gespannt. Die Kutsche symbolisiert den Körper, dein physisches Ich, der Kutscher den Intellekt (Geist), die Zügel die Gedanken, die fünf Pferde deine Emo‐tionen und Gefühle und vor allem deine fünf Sinne und der Passagier die Seele. Der Gast sitzt nur da, nimmt alles wahr und verlangt nach Erfüllung. Er weiß, wohin du willst und auch was der richtige Weg wäre, um dort anzukommen.

Je nachdem, wie du deinen Körper bewohnst und behandelst, ist sein Zustand. Es gibt sportliche schneidige Rennwagen und auch prunkvoll geschmückte Kutschen voller Eleganz. Wenn der Kutscher faul und träge auf dem Wagen sitzt und seine Kutsche vernachlässigt, wird sie ungepflegt vor sich hin rosten, das Holz wird morsch und die Schrauben beginnen sich zu lösen. Die Pferde sind von Natur aus wild und ungezähmt. Sie rennen in vollem Galopp in alle Richtungen, die ihnen in den Sinn kommen. Plötzlich fällt ein Rad ab oder bei einer unvorsichtigen Fahrt gibt es einen Unfall, und der Wagen fällt auseinander. Spätestens zu diesem Zeitpunkt beginnt der Kutscher (Geist, Verstand) zu begreifen, dass es so nicht weitergehen kann. Also nimmt er die Zügel (Denken) in die Hand und kann seine Pferde (Gefühle, Emotionen, Sinne) wieder kontrollieren und in die Richtung lenken, die er wünscht. Er ist fähig das Tempo anzupassen und wird Herr über die Kutsche (Körper) und die Pferde (Gefühle und Gedanken).

Du weißt vermutlich aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer einfach ist, bewusst zu leben. Allzu oft schlafen wir geistig ein und lassen die Pferde wild irgendwohin galoppieren, ohne darüber nachzudenken. Dann wirst du durch das Leben gelebt und geleitet, jedoch nicht andersherum. Du bist nicht mehr Herr der Sinne, der die Richtung bestimmen kann. Die Umstände und Verpflichtungen in deinem Alltag bestimmen dich. Du fühlst dich gefangen in dir selbst, da die Energie dahin geht, worauf das Augenmerk gerichtet ist. In diesem Zustand lebst du nach dem Ursache‐Wirkungs‐Prinzip, was deine Möglichkeiten begrenzt, da du die Zukunft basierend auf der Vergangenheit gestaltest. Du bist dir der Eigenverantwortung für Veränderungen im Leben nicht mehr bewusst. Es fehlt die Kraft, Entscheidungen zu treffen. Es entsteht das Gefühl, von außen wie durch Zauberhand gelenkt zu werden.

Wenn du unbewusst und im Stress bist, zieht sich alles in dir zusam‐men. Dieses Zusammenziehen bewirkt, dass du dich immer mehr der Umwelt entziehst aufgrund äußerer Bedrohungen. Alles beginnt sich nur noch ums Ich zu drehen. Du wirst selbstsüchtig, da sich das Ich nur noch als ein in der Umwelt lebender Körper definiert. Wenn du im Stress bist, bist du mit nur einer Sache unablässig beschäftigt. Der Fokus verengt sich und ist objektbezogen. Du konzentrierst dich auf die Außenwelt, auf ein Objekt und verpasst, eliminierst oder editierst die anderen Möglichkeiten. Wenn du unter Stress stehst, fokussierst du dich auf das Bekannte und fliehst vor dem Neuen, Unbekannten. Das Hamsterrad der Stressroutine hält dich gefangen. Wenn Stress über einen längeren Zeitraum besteht und nicht ausgeglichen werden kann, werden deine Energiereserven aufgebraucht. Dies hat Auswirkungen auf Körper und Geist. Die emotionale Erschöpfung kann ein ständiges Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht (ohne Macht) hervorrufen. Alles fühlt sich sinnlos an. Gereiztheit, Frustration und Lustlosigkeit sind die Folge. Der Körper beginnt zu streiken. Er wird krank, leidet unter Schmerzen oder verletzt sich. In diesem Zustand hast du deine Selbstbestimmung aufgegeben. Solange du dir diesem Zustand nicht bewusst bist, wird sich in deinem Leben nichts verändern.

Was können wir aktiv tun, um Krankheiten vorzubeugen? Das Wichtigste ist die Bewusstwerdung der Energiequellen in uns. Durch die Bewusstwerdung ist es möglich die Richtung zu ändern, Zeichen wahrzunehmen, wie zum Beispiel, wenn wir uns über längere Zeit müde und frustriert fühlen. Oder wenn unser Geist auch spätabends noch ununterbrochen rotiert und uns nicht einschlafen lässt. Die Aufgabe des Kutschers (Verstand) ist es, seinen Wagen (Körper) zu hegen und pflegen, zu reinigen und ihm Sorge zu tragen. Es geht darum, dass du deinen Körper mit der Lebensquelle verbindest. Der Körper selbst ist ein Ausdruck von Lebenskraft, vom Göttlichen. Wenn du im Yoga mit klarem Bewusstsein deine Übungen praktizierst, dann verbindest du dein Gewahrsein mit dem Atem, mit den Energien, mit der Kraft, die dich bewegt und kannst sehr viel errei‐chen. Es ist ein wesentlicher Unterschied, wenn du eine Übung ohne Bewusstsein ausführst. Oftmals joggen Menschen Kilometer um Kilometer und denken an etwas komplett anderes. Der Körper fühlt sich dadurch zwar gesund an, was gut ist. Durch die Bewusstheit kannst du jedoch ein ganz anderes Verständnis für die Übung entwickeln, weil du dich nicht nur mit dem Prana in deinem Körper verbunden hast, sondern mit der Lebenskraft um dich herum, mit der Sonnen‐kraft, mit der Luft usw. Dein Gewahrsein dehnt sich aus und du wirst dir den Kräften in und um dich herum bewusst.

Restoratives Yoga ist eine pure Energie‐Insel. Es hilft dir dabei, gar nicht erst aus der Mitte zu fallen. Und wenn dennoch, durch eine einschneidende Veränderung in deinem Leben, eine Stressspirale entstehen sollte, die dich aus der Mitte katapultiert, kann dich Restoratives Yoga wieder zurück in deine Mitte führen – zu dir selbst. Brichst du mit der Sucht nach Stresshormonen, wird plötzlich deine Lust auf Abenteuer wieder geweckt. Sobald du dir deiner Eigenverantwortung bewusst wirst und spürst, dass die Pferde wegen der Nichtbeachtung dieser Umstände bocken, ausschlagen und ungeduldig und frustriert werden, bringst du sie wieder zurück zum Augenblick und gewöhnst den Körper an einen neuen Geist. Je öfter du das tust, umso mehr vertraut er dir. Wenn du krank oder unausgeglichen bist, lege dich ruhig in eine Restorative Yogaübung und der Geist wird mit dir arbeiten und nicht gegen dich. Es kann eine Veränderung stattfinden. Dies befreit deinen Körper. Es befreit ihn von den Ketten der Vergangenheit. Er quält sich nicht mehr, denn dein Körper merkt, dass er nicht mehr unter alten Bedingungen lebt. Er hat in Akzeptanz losgelassen. In diesem Augenblick sind Pferde, Wagen und Kutscher eins. Vernunft, Denken und Gefühle bilden eine Einheit. Körper und Geist arbeiten zusammen und Atman (das Höhere Selbst, Seele) ist Zeuge dieser Entwicklung.

Weshalb gehst du überhaupt auf diese Reise? Was ist der Sinn dei‐nes Lebens? Die Reise in deiner Kutsche machst du für deine Seele. Sie sitzt ruhig und bescheiden hinten im Wagen. Sie ist still und zurückhaltend. Die Seele spricht leise mit dir und dies nur, wenn du dir Zeit dafür nimmst. Sie ist im Hier und Jetzt, ist immer für dich da und reist mit dir durchs Leben.

Im Restorativen Yoga geht es darum, deiner Seele Gehör zu schenken.

Es geht darum, deine Situationen im Leben dankbar anzunehmen im Bewusstsein, dass es kein ‚Richtig’ oder ‚Falsch’ gibt. Du bist hier, um deine Erfahrungen zu machen und von ihnen zu lernen. Gefühle wie Zorn, Eifersucht, Enttäuschung, Groll und Angst zeigen dir, wo du noch blockiert bist. Sie lehren dich aufzuwachen und die Situation anzunehmen, auch wenn du das Gefühl hast lieber davon zu laufen und zusammenzubrechen. Die Emotionen sind deine Lehrer, die dir die Chance geben daran zu wachsen.

Es ist okay, wenn dein Kutscher wieder einmal einschlafen sollte oder dich deine Ängste in eine dunkle Ecke in deinem Inneren treiben. Dies geschieht, damit du den Unterschied spüren kannst, wie es ist, wenn du wieder aufwachst und deine Ängste fürsorglich umarmen kannst. Indem du allem Geschehen während der Restorativen Yogaübung Raum lässt – Raum für Freude, Raum für Trauer, Raum für Linderung – kann Heilung geschehen.

Genug gute Gründe um die Kutschfahrt durchs Leben in die eigene Hand zu nehmen und noch heute mit der Reise zu beginnen!