VORWORT

VORWORT

von Dr. Marion Völger

Ich las meinen Vorabdruck zur ‚Die Seele will atmen‘ an zwei Tagen, an denen ich jede Menge zu tun hatte. Eigentlich dachte ich, dass dies kein guter Moment sei, um danach seriös ein Vorwort zu diesem wun- derbaren Buch zu verfassen. Ich hatte letztlich auch den Anspruch, diesen Text mit der gebotenen Achtsamkeit zu schreiben und hatte schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Dann aber merkte ich, dass es genau passte. Ich hatte einen Reiseführer in der Hand, nicht für die Ferien, sondern für das Hier und Jetzt. Dies wurde mir spätes- tens bewusst, als ich begann, das Kapitel über den Rückzug des Geistes (Pratyahara) zu lesen: „Durch den Rückzug des Geistes von der äußeren Welt wirst du eine klare, innere Fokussierung erreichen. Voraussetzung dafür ist eine äußere Sauberkeit und Ordnung.“ Sofort erinnerte ich mich wieder an den Moment, als wir die Bedeu- tung der äußeren Ablenkungsmanöver und deren Wirkung auf unseren Geist in Samiras YogalehrerInnen Ausbildung besprochen und auch gelebt hatten. Gleichzeitig glitt mein Blick über meinen Schreibtisch und es war mir ein Rätsel, wie man sich hier eigentlich konzentrieren sollte. Ich räumte sofort gründlich auf.

‚Die Seele will atmen‘ ist ein Begleiter für einen ganz besonderen Weg zu unserem Herzen. Das Buch schafft Brücken zwischen Scha- manismus, Yoga und eigenen Erfahrungen. Es gibt vielschichtige Ein- blicke in diese Welten, frei von Anspruch auf Vollständigkeit und vertiefte theoretische Abhandlungen. Dieses Buch ist keine Anleitung zum ‚Wie‘, es enthält keine praktischen Anleitungen zu Asanas oder Atemübungen. Aber es erklärt in einzigartiger Weise, was diese Hand- lungen bewirken können und hilft so, das ‚Weshalb‘ zu verstehen. Es verbindet in spielerisch leichter Weise Theorie und Praxis und macht Patanjali’s achtfachen Pfad und das Medizinrad greifbar. Für mich machte es außerdem die Verbindung zwischen der spirituellen Welt und unserer Alltagswelt, die sich manchmal scheinbar kaum miteinander vereinbaren lassen, sehr deutlich. Samira bringt uns viele Themen des Yogaweges, verbunden mit ihren eigenen Erfahrungen, sehr anschaulich nahe. Sie spricht aber auch Themen an, die unseren All- tag prägen, die jedoch in der spirituellen Welt oft ausgeblendet wer- den, wie beispielsweise das Geld oder was es bedeutet, eine Lehrerin oder ein Lehrer zu sein. Mich persönlich hat natürlich die abschlie- ßende Feststellung, dass Yogalehrerinnen und Yogalehrer auch nur Menschen sind, sehr beruhigt.

Das Buch beschreibt in berührend persönlicher Weise unsere Reise zum Herzen und was geschehen kann, wenn wir uns einmal entschie- den haben, uns auf den Weg zu machen. Es inspiriert und motiviert, den eigenen Weg zu gehen und tatsächlich zu Handeln, weit über das Aufräumen des Schreibtisches hinaus. Denn genau dort bleiben wir ja immer wieder stehen auf unserem Weg, dort wo es darum geht, zu handeln. Sei es aus Trägheit, Unsicherheit oder Angst. Und dort müssen wir weitergehen, letztlich ist es nur die Handlung, die zur Wandlung führt.

Ich möchte dieses Vorwort nicht abschließen, ohne meinen großen Respekt vor diesem sehr persönlichen Buch zum Ausdruck zu brin- gen. Ich habe viele Aussagen, die ich von Samira während unserer Ausbildung gehört habe, in diesem Buch wiedergefunden. Eine davon ist für mich besonders wichtig. Ich trage sie jeden Tag bei mir: „Wenn du im Hier und Jetzt bist, kann überhaupt nichts passieren“. Nichts anderes gibt mir so sehr das Gefühl, dem Leben einfach vertrauen und weitergehen zu können. Für diesen besonderen Schatz, den mir Samira mitgegeben hat, bin ich sehr dankbar. Er findet sich in vielen Facetten in diesem Buch wieder. Möge er auch allen Leserinnen und Lesern ein treuer Wegbegleiter sein.